Ein Schuss entschied über Verlängerung oder Niederlage. Freud und Leid lagen nach diesem Schuss so dicht bei einander. Aber der Reihe nach.
Am Samstag machten sich die Sportler mit den Betreuern des SV Wallenrod auf den Weg nach Baunatal. Es steht bereits die achte Saison in Folge in der 2. Bundesliga West auf dem Programm. In der Max-Riegel Halle wurde am Samstag nochmals eine Trainingseinheit absolviert, damit sich die Schützen an die Gegebenheiten vor Ort gewöhnen konnten. Zum Abschluss des Tages fand noch ein kleiner Teamabend im Hotel statt.
Am Sonntagmorgen musste unsere Mannschaft bereits um 10 Uhr gegen den Heimverein an den Start gehen. Baunatal ist im vergangen Jahr als Hessenligameister in die Bundesliga aufgestiegen. Somit war die Mannschaft für die Wallenröder eine unbekannte Nummer, zumal sie auch noch die heimischen Fans im Rücken hatten. Daher kam der SV Wallenrod nur ganz schwer in den Wettkampf hinein. Katrin Dickert (94 Ringe), Nicole Merz (95 Ringe) und Anna Glatzel (93 Ringe) blieben in der ersten Serie deutlich unter ihren normalen Leistungen. Im Laufe des Wettkampfes konnten sich aber noch alle steigern. Katrins Gegner Mario Lehr konnte die Gunst der Stunde nicht für sich nutzen. Katrin erreichte mit 99 Ringen in der dritten Serie wieder einen Vorsprung, den sie am Ende sogar noch um einen Ring verbessern konnte. Schlussendlich holte sie noch souverän mit 388 zu 384 Ringen den ersten Punkt für Wallenrod. Marina Fölsing hatte an diesem Tag einfach nur Pech. Nach 100 Ringen in der zweiten Serie fehlten ihr die mentale Stärke und sie kam nicht mehr in Fahrt. „So ein Misst, ich hatte nur 9,9“, so Fölsing nach dem Wettkampf. Vier Stück dieser 9,9 hinter einander in der dritten Serie waren zum Schluss leider zu viel. Sie verlor mit 386 zu 387 Ringen ihren Punkt. Thomas Harbach gewann auf Position 3 das Duell der Generationen. Der 44-jährige siegte gegen die 18-jährige Janina Becker mit 387 zu 385 Ringen. Nicole Merz konnte das Duell der hessischen Nachwuchstrainerinnen für sich entscheiden. Gegen Marion Eckhardt gewann sie am Ende 385 zu 383 Ringen. Somit war der 3 zu 2 Sieg unter Dach. Für Anna Glatzel war am Ende die Hypothek aus der ersten Serie und den daraus folgenden 4 Ringen Rückstand zu viel. Sie verlor mit 381 zu 385 gegen Tamara Gabriel. Kevin Alles, der an diesem Wochenende mit Micha Günther die Betreuung der Mannschaft übernommen hatte, weil Sportdirektor Andre Jordan leider erkrankt war, sagte nach dem Wettkampf: „Während des Wettkampfes hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass wir hier noch als Sieger raus gehen. Zwischenzeitlich schienen alle Einzelpaarungen verloren zu gehen.“
Nach einer kurzen Mittagspause ging es dann gegen den SV Buer-Bülse an den Start. Die Gelsenkirchener hatten sich für diese Saison erheblich verstärkt. Von der eigentlichen Mannschaft, die im vergangen Jahr nur knapp am Aufstieg zur 1. Bundesliga scheiterte, blieb nur Lisa Tüchter übrig. Das Team konnte sich aufgrund der Verstärkungen auch leisten einen Olympiateilnehmer – Maik Eckhardt – zu Hause zu lassen. Das Team aus Gelsenkirchen sorgte bei seinem ersten Wettkampf am Morgen für Überraschungen. Gegen den anderen Aufsteiger, Wiessner SV wurde der erste Wettkampf bereits verloren. Dadurch stellten die Betreuer von Buer-Bülse das Team gegen Wallenrod anders auf. Beim SV Wallenrod ging die gewohnte Mannschaftsaufstellung an den Start. Katrin Dickert kam deutlich besser in den Wettkampf als noch am Morgen. „Die Nervosität legte sich beim zweiten Wettkampf viel schneller“, so Dickert. Am Ende konnte sie hauchdünn mit 388 Ringen gegen Dirk Sydow mit 387 Ringen gewinnen. Dieser schoss im 39. Schuss eine 9 und sicherte somit dem SV Wallenrod den ersten Einzelpunkt. Der einzige Mann in der Mannschaft Thomas Harbach kam auf Position 3 gut in den zweiten Wettkampf hinein. Er schoss mit 99 und 100 Ringen fast optimal an. „Leider konnte ich nach der 100. Serie nicht mehr die Spannung halten“, so Harbach. „Die Schüsse flogen mir daher um die Ohren.“ Mit 95 und 94 Ringen beschloss er seinen Wettkampf. Am Ende siegte er mit 388 zu 386 Ringen. Nicole Merz erwischte im zweiten Kampf einen katastrophalen Beginn. Nach 93 und 91 Ringen in den ersten beiden Serien war die Konzentration und Spannung für den Wettkampf komplett vorbei. Mit 371 zu 390 Ringen verlor sie deutlich ihren Punkt gegen Lisa Tüchter. „Ich bin auf mich selbst am meisten sauer“, so Merz nach ihrem Wettkampf. „Leider gibt es solche Momente, wo einfach nichts geht“. Somit stand es 2 zu 1 für Wallenrod. Die Fans in der Halle wurden zerrissen von der Spannung, denn die letzten 5 Schuss von Marina Fölsing und Anna Glatzel waren sowohl für die Beteiligten selbst wie auch die Zuschauer die Hölle. Beide Schützinnen hatten nur noch wenige Minuten für ihre letzten Wettkampfschüsse. Und bei beiden ging es um den Sieg. Anna kämpfte um ihren Einzelpunkt, zeigte dann zum Schluss allerdings Nerven und verlor mit 381 zu 383 Ringen gegen Alexander Bohlenz. Somit lag es also an Marina Fölsing, mit einer 10 im letzten Schuss hätte sie sich in eine Verlängerung (Stechen) retten können. „Ich wollte unbedingt noch ein Stechen schießen, es ging ja schließlich um den Sieg unserer Mannschaft. Leider hatte ich nicht das Glück.“ Mit dem letzten Schuss leuchtete eine 9,5 an der Anzeige auf. Dies besiegelte die unglückliche 2 zu 3 Niederlage. Trotz der hängenden Köpfe versuchte Kevin Alles das Team wieder aufzurichten. „Das Soll wurde erfüllt“, so Alles am Ende des Tages. „Mit einem Sieg und einer Niederlage sind wir gut in die neue Runde gestartet … Es gab noch Zeiten, da hatte unser Team gegen Buer-Bülse keine Chance und verlor mit 5 zu 0. Dass es hier nicht zum Sieg gereicht hatte, ist zwar ärgerlich, aber das ist halt Sport.“
Für das Team des SV Wallenrod geht es als nächstes im November mit einem Wettkampf in Elsen (Paderborn) weiter.
Infos unter Ergebnisse unter Rubrik – Ergebnisse – DSB